Stromzähler rückwärts drehen? Das müssen Besitzer von PV-Anlagen wissen
Du hast eine Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) auf dem Dach und fragst dich, ob dein Stromzähler rückwärts laufen darf? Vielleicht hast du gehört, dass ältere Modelle das konnten und überlegst, ob das eine legale Möglichkeit ist, Stromkosten zu sparen. Doch Vorsicht: Das bewusste Rückwärtsdrehen des Stromzählers ist illegal und kann ernsthafte Konsequenzen haben.
In diesem Artikel erkläre ich dir, warum das nicht erlaubt ist, welche Strafen drohen, wie du erkennst, ob dein Zähler rückwärts läuft, und welche modernen Alternativen es gibt.
Warum drehen manche Stromzähler rückwärts?
Früher waren mechanische Ferraris-Stromzähler weit verbreitet. Diese funktionieren mit einer Drehscheibe, deren Geschwindigkeit vom verbrauchten Strom abhängt. Wenn du mit deiner PV-Anlage mehr Strom produzierst, als du verbrauchst, speist du den Überschuss ins Netz ein. Bei alten Zählern konnte das dazu führen, dass sich die Scheibe rückwärts dreht – der Zählerstand ging also zurück.
Das klingt erstmal verlockend: Du verbrauchst weniger Strom, und der Zähler zeigt sogar einen niedrigeren Verbrauch an. Doch diese Zeiten sind vorbei, denn moderne digitale Stromzähler (Smart Meter) und moderne elektronische Zähler erfassen Einspeisung und Bezug getrennt.
Ist es erlaubt, den Stromzähler rückwärts drehen zu lassen?
Nein, das ist nicht erlaubt! Selbst wenn dein Zähler technisch rückwärts laufen könnte, ist das Manipulation und damit strafbar. Der Grund ist einfach: Strom, den du ins Netz einspeist, wird dir vergütet – Strom, den du aus dem Netz beziehst, musst du bezahlen. Wenn dein Zähler rückwärts läuft, wird der eingespeiste Strom nicht korrekt erfasst, und du bekommst möglicherweise Geld für Strom, den du eigentlich selbst verbraucht hast.
Das ist Betrug und wird sowohl vom Netzbetreiber als auch von den Behörden ernst genommen.
Welche Strafen drohen bei Manipulation?
Wenn du absichtlich deinen Stromzähler rückwärts laufen lässt oder anderweitig manipulierst, kann das schwerwiegende Konsequenzen haben:
- Strafrechtliche Verfolgung (§ 263 StGB – Betrug)
- Stromdiebstahl gilt als Betrug und kann mit Geldstrafen oder sogar Freiheitsentzug bestraft werden.
- Die Höhe der Strafe hängt vom Schaden ab – bei größeren Summen drohen empfindliche Strafen.
- Zivilrechtliche Forderungen des Netzbetreibers
- Der Netzbetreiber kann rückwirkend den nicht bezahlten Strom in Rechnung stellen.
- Oft werden Schadensersatzforderungen gestellt, die deutlich höher sind als die eigentlichen Stromkosten.
- Verlust der Einspeisevergütung
- Wenn du eine PV-Anlage betreibst, erhältst du normalerweise eine Vergütung für eingespeisten Strom. Bei Manipulation kann dir diese gestrichen werden.
- Austausch des Zählers auf deine Kosten
- Falls dein Zähler manipuliert wurde, musst du oft auf eigene Kosten einen neuen einbauen lassen.
- Negative Auswirkungen auf Versicherungen
- Manche Versicherungen können bei Betrugsdelikten Leistungen kürzen oder Verträge kündigen.
Wie findest du heraus, ob dein Stromzähler rückwärts läuft?
Nicht jeder rückwärts laufende Zähler ist automatisch eine Manipulation. Bei sehr alten Modellen kann das ein technischer Effekt sein. So kannst du prüfen, ob dein Zähler rückwärts dreht:
- Beobachte den Zähler bei starker Sonneneinstrahlung
- Wenn deine PV-Anlage viel Strom produziert und du wenig verbrauchst (z. B. mittags, wenn niemand zu Hause ist), schaue dir den Zähler an.
- Dreht sich die Scheibe (bei mechanischen Zählern) rückwärts oder läuft der digitale Zähler rückwärts?
- Vergleiche mit deiner Stromrechnung
- Wenn dein Verbrauch plötzlich unrealistisch sinkt oder du sogar negative Werte hast, könnte das ein Hinweis sein.
- Frage deinen Netzbetreiber
- Manche Zähler wurden im Rahmen der gesetzlichen Pflicht ausgetauscht. Falls du noch einen alten Ferraris-Zähler hast, könnte dieser unter Umständen rückwärts laufen.
- Lass einen Elektriker prüfen
- Falls du unsicher bist, ob dein Zähler korrekt funktioniert, kann ein Fachmann eine Überprüfung durchführen.
Moderne Zähler: Warum Rückwärtslaufen nicht mehr möglich ist
Seit 2017 werden nach und nach digitale Stromzähler (Smart Meter) eingeführt. Diese haben zwei entscheidende Unterschiede:
- Getrennte Erfassung von Bezug und Einspeisung
- Moderne Zähler messen genau, wie viel Strom du aus dem Netz nimmst und wie viel du einspeist.
- Ein Rückwärtslaufen ist technisch nicht mehr möglich.
- Fernauslesung durch den Netzbetreiber
- Smart Meter senden die Daten automatisch an den Energieversorger.
- Unregelmäßigkeiten fallen schneller auf.
Was tun, wenn der Zähler rückwärts läuft?
Falls du feststellst, dass dein Zähler ohne Manipulation rückwärts läuft (z. B. weil er noch ein altes Modell ist), solltest du handeln:
- Melde es dem Netzbetreiber
- Manche alten Zähler dürfen noch in Betrieb sein, aber der Netzbetreiber muss informiert werden.
- Eventuell wird ein neuer Zähler eingebaut.
- Tausche den Zähler aus
- Falls du noch einen mechanischen Zähler hast, solltest du auf ein digitales Modell umstellen.
- Vermeide eigenmächtige Änderungen
- Niemals selbst am Zähler manipulieren – das ist illegal und gefährlich!
Fazit: Finger weg von Manipulationen!
Auch wenn es verlockend klingt, den Stromzähler rückwärts laufen zu lassen – es ist kein legales Mittel, um Stromkosten zu sparen. Die Risiken und Strafen sind zu hoch, und moderne Zähler machen es ohnehin unmöglich.
Als PV-Anlagen-Besitzer hast du bessere Möglichkeiten, deinen Eigenverbrauch zu optimieren:
- Nutze einen Stromspeicher, um mehr Solarstrom selbst zu verbrauchen.
- Schließe Großverbraucher (wie Waschmaschine oder Spülmaschine) an, wenn die Sonne scheint.
- Prüfe, ob du mit einem dynamischen Stromtarif noch mehr sparen kannst.
Falls du unsicher bist, ob dein Zähler korrekt funktioniert, wende dich an deinen Netzbetreiber oder einen Elektriker. So bleibst du auf der sicheren Seite und vermeidest teure und rechtliche Probleme.